Projektreise „Kirchenbücher“ Warschau und Slawatycze


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Videoimpressionen

 

Die im Dezember 2012 avisierte Reise an den Bug für den Monat April 2013 wurde von den Organisatoren Siegfried Ludwig und Jens Ryl auf den Monat Juni 2013 verschoben.
Da uns bekannt war, dass sich im Staatlichen Archiv Warschau (AGAD) weitere Kirchenbücher zum Kirchspiel Neudorf der Evangelisch-Augsburgischen Kirche bis zum Jahr 1904 befinden, habe ich mich entschlossen diesen Termin für den Besuch des Archives und zu einem Besuch von  Antoni Chorąży in Slawatycze zu nutzen. Antoni hat uns Hilfe zur Familienforschung in polnischen Quellen angeboten.


Der Besuch im Staatlichen Archiv in Warschau am 18.04.2013 erbrachte sehr zu meiner Überraschung ein besonders erfreuliches Ergebnis. Darüber habe ich sofort auf unserer Homepage unter dem Projekt „Kirchenbücher“ informiert. Nunmehr können alle Familienforscher direkt online auf die Kirchenbücher Neudorf zugreifen. Es können noch viele andere Kirchenbücher u.a. auch in Wolhynien eingesehen werden.
Mit diesem Erfolgserlebnis haben wir am Abend Slawatycze und den Bug erreicht. Mich hat besonders gefreut, dass mein Bruder Alfred mich bei dieser Reise begleitet hat. Er war mir eine große Hilfe bei dieser Fahrt, die ich sonst allein hätte antreten müssen.

Im Hotel „ Zastronek“ Slawatycze angekommen wurden wir von Antoni empfangen.

 


 

 


Für den nächsten Tag vormittags wurden Alfred und ich von Antoni in sein Elternhaus in Moscice Dolne eingeladen. Dies war wiederum ein ganz besonderes Erlebnis. Das Haus war auf Grund des Frühjahrhochwassers nur mit dem Boot erreichbar. Einen Eindruck davon kann man sich davon im Video machen. Antoni brachte uns sicher zum Haus und zurück. Eine Besonderheit ist sein „Privat“-Museum, voller Gegenstände, die wir auch aus den Erzählungen unserer Vorfahren kennen. Auf dem Rückweg haben wir eine Zwischenstation auf dem Hof der Familie Selent gemacht, die eine bäuerliche Landwirtschaft mit Kühen und Schweinen betreiben.
Am Nachmittag sind wir gern der Einladung des Woit Herrn Dariusz Trybuchowicz, im Gemeindezentrum Slawatycze gefolgt. Er konnte für uns einige Minuten freimachen, da er selbst mit der Organisation von Hochwasserschutzmaßnahmen beschäftigt war. Wir richteten die Grüße des Vereines aus und übergaben als Präsent das Buch „Bugholländer 4“. Wir erhielten unsererseits einen Bildband „Slawatycze“ und zahlreiche Broschüren.
Im Hotel angekommen, konnten wir dann schon Josef Ludwig aus Herten, sowie seinen Sohn Wolfgang und Ehefrau begrüßen. Sie haben auf der langen Tour aus dem Ruhrgebiet bis an den Bug mit dem VW-Bus einen Zwischenaufenthalt gemacht und sind einen Tag später angekommen. Mit Antoni haben wir dann Slawatycze, den Friedhof sowie den Bug besichtigt. Im Kulturzentrum konnten wir noch die Proben des Jugendchores miterleben. Die Aufnahmen haben wir für die Untermalung des Videos genutzt. Wir bedanken uns hiermit nochmals für die tolle Gastfreundschaft, insbesondere bei Antoni, der für uns immer ein wichtiger Partner vor Ort sein wird.
Am 20.04.2013 stand dann für uns alle ein anstrengender Tag bevor. Das Ziel Zabusche und Grabow auf der östlichen Seite des Bug ca. 40 km südlich von Slawatycze. Auf der Höhe der ehemaligen Kolonie Zabuskie Holendry haben wir erste Blicke noch von der jetzt polnischen Seite in Zberesche über den Bug gerichtet. Mit Josef Ludwig hatten wir den ersten Zeitzeugen aus Zabuskie Holendry dabei, der in seinem hohen Alter die Reise an den Bug gewagt hat und uns viel aus seiner Erinnerung als Kind über seinen Geburtsort erzählen konnte. In den letzten Jahren bis zur Umsiedlung 1940 hat er mit der Familie in Grabow nördlich von Adamczuki gelebt. Um die alte Heimat zu erreichen mußten wir von Zberesche auf der polnischen Seite bis zum Grenzübergang Dorohusk fahren. Nach längerem Aufenthalt an der Grenze zur Ukraine war dann Wolhynien erreicht. Nach cirka 1 Stunde Fahrt, diesmal auf der nun östlichen Seite des Bug Richtung Norden haben wir dann das eigentliche Ziel Zabusche erreicht und erste Bilder am Ortseingangsschild gemacht. Unsere Gastgeber in Zabusche Galina und Mikola haben schon auf uns gewartet. An dieser Stelle möchte ich sozusagen das Wort an Wolfgang übergeben, der freundlicherweise nachfolgenden Reisebericht aus seiner Sicht bereitgestellt hat.


Karl-Heinz Hüneburg



 

 

Zabuskie Holendry – ein Wiedersehen nach 73 Jahren

Am 19. Mai 1927 wurde mein Vater Josef Ludwig in Zabuskie  Holendry am Bug geboren. 1940 musste auch er zusammen mit der Familie seinen Geburtsort für immer verlassen und hat nach langen Jahren doch noch den Wunsch nach einem Wiedersehen mit der ehemaligen Heimat am Bug entwickelt. Unterstützt durch Karl-Heinz und Alfred Hüneburg stand die Planung schnell: Vom Ruhrgebiet aus sind meine Frau Barbara, mein Vater und ich mit dem Auto nach einer Übernachtung in Posen bis nach Slawatycze (Neudorf) am Bug gefahren.

Der Empfang hier war sehr herzlich, insbesondere die persönliche Führung durch die Stadt hat uns dank Antoni Chorazy sehr intensive Eindrücke in Geschichte und Kultur der Region gegeben.

 

 

 

Die Fahrt am nächsten Tag nach Zabuskie Holendry in der Ukraine war durch die umständliche Ein- und Ausreise zwar nervig, aber durch die Erlebnisse vor Ort einfach unvergesslich: Als fremder Gast ist man durch das ehrliche Interesse und die Gastfreundschaft der Menschen wirklich sprachlos. Hier haben uns Galina und Mikola aus Zabusche nicht nur vieles über die ehemalige Holendry-Kolonie gezeigt, wir haben auch viel über die gemeinsame Geschichte und vor allem das heutige Leben erfahren. Die Dorfschule mit einer sehr guten regional-historischen Ausstellung und das kleine Heimatmuseum haben uns richtig beeindruckt, persönlicher kann man Geschichte kaum erleben.
Wir wussten zwar, dass wir vor  Ort nicht das vorfinden, was man im allgemeinen bei einer solchen Reise erwartet, z.B. alte Gebäude, Kirchen oder auch noch Verwandte, und sind eigentlich mit sehr wenigen Erwartungen an die Sache gegangen.  Es gab in dieser Hinsicht außer der Flusslandschaft und einige markante Punkte nur weniges, an die mein Vater sich erinnern konnte, weil im Laufe der Zeit alle Spuren, sowohl Häuser, fast alle Bäume und sogar der Friedhof nicht mehr da sind. Aber die Erlebnisse mit den Menschen vor Ort und die intensiven zwischenmenschlichen Kontakte haben uns sehr beeindruckt. Für meinen Vater ist diese Reise in die Vergangenheit damit abgeschlossen, ich möchte diese Gegend noch einmal mit etwas mehr Zeit noch besser kennenlernen.

Unser besonderer Dank geht hier noch mal ausdrücklich an die Brüder Karl-Heinz und Alfred Hüneburg, die durch ihre ganze Erfahrung in Sachen Bugreisen uns alles erst möglich gemacht haben.

Wolfgang Ludwig

 

 

 

 

 

www.bugholendry.de/